Mitglieder der "Religionsgeschichtlichen Schule"



















Übersicht
Wilhelm Bousset
Carl Clemen
Albert Eichhorn
Hugo Greßmann
Hermann Gunkel
Heinrich Hackmann
Wilhelm Heitmüller
Karl Mirbt
Rudolf Otto
Alfred Rahlfs
Ernst Troeltsch
Heinrich Weinel
Johannes Weiß
Paul Wernle
William Wrede

Carl Clemen (1865-1940)

Dt. evg. Theologe und Religionsgeschichtler, geb. am 30.3.1865 in Sommerfeld bei Leipzig. Studium der Theologie, Philosophie und Geschichte in Leipzig, Tübingen, Halle und Berlin. 1892 Privatdozent in Halle, ab 1903 in Bonn. 1910 außerord. Professor für Religionsgeschichte in der Philosophische Fakultät und ab 1920 ordentl. Professor für Neues Testament und Religionsgeschichte ebd., zugl. Direktor des Religionswissenschaftlichen Seminars, 1933 emeritiert. Gest. am 8.7.1940 in Bonn.

Carl Clemen war von 1910 an der erste Professor, der das Fach Religionsgeschichte in Deutschland an einer Philosophischen Fakultät vertrat. Obwohl von seiner akademischen Ausbildung her Theologe, kam Clemen über die Beschäftigung mit den Religionen und religiösen Philosophien in der Umwelt des frühen Christentums zur Religionswissenschaft, deren Methode er in einer historisch-philologischen und interkulturell vergleichenden Interpretation von Quellen, insbesondere von schriftlichen Quellen, sah. Im Zentrum seiner Forschungen standen die nichtchristlichen Religionen des Mittelmeerraumes. Er untersuchte die griechischen und römischen Vorstellungen über das Leben nach dem Tod, außerdem japanische und chinesischen Religionen, den Hinduismus und Islam, außerdem den Volksglauben und Mysterien. 1927 gab er das 4-bändige Werk "Die Religionen der Erde" heraus. Nach seiner altersbedingten Emeritierung 1933 setzte er sowohl seine akademische Lehrtätigkeit als auch seine Forschungen fort. Die veränderte politische und geistige Lage nach 1933 brachte es mit sich, dass Themen vor allem im Umfeld der germanischen Religionsgeschichte, die ihn schon seit vielen Jahren beschäftigt hatten, eine unerwartete Aktualität gewannen. Auf der Basis seines Verständnisses von Religionswissenschaft griff er wiederholt mit kritischen Beiträgen in die Auseinandersetzung seiner Tage ein (U. Vollmer, s.u. Lit.).


Primärliteratur :

Chronologie der paulin. Briefe, 1893; Die Einheitlichkeit der paulin. Briefe, 1894; Die christl. Lehre v. der Sünde, 1897; Der Ursprung des hl. Abendmahls, 1898; Niedergefahren zu den Toten, 1900; Die rel.geschichtl. Methode in der Theol., 1904; Die Apg. im Lichte der neueren Forsch., 1905; Die Entstehung des NT, 1906 (21926); Die Entwicklung der christl. Rel. innerhalb des NT, 1908; Rel.geschichtl. Erkl. des NT. Die Abhängigkeit des ältesten Christentums v. nichtjüd. Rel.en u. philos. Systemen zus.fassend unters., 1909 (19242); Primitive Christianity and its non-jewish sources, 1912; Der Einfluß der Mysterienrel.en auf das älteste Christentum, 1913; Die Reste der primitiven Rel. im ältesten Christentum, 1916; Die nichtchristl. Kulturrel.en in ihrem gegenw. Zustand. I: Die japan. u. chines. Nationairel.en. Der Jainismus u. Buddhismus, 1921; II: Der Hinduismus, Parsismus u. Islam, 1921; Rel.gesch. Europas. I: Bis zum Untergang der nichtchristl. Rel.en , 1926; II: Die noch bestehenden Rel.en , 1931; Die Anwendung der Psychoanalyse auf Mythologie u. Rel.gesch., 1928; Urgeschichtl. Rel. Die Rel. der Stein-, Bronze- u. Eisenzeit, 2 Bde., 1932/33; Der Einfluß des Christentums auf andere Rel.en, 1933; Dunkle Stellen in der Offb. Joh. rel.geschichtl. erkl., 1937; Der Kern des ursprüngl. Christentums, 1938.

Sekundärliteratur :

Ulrich Vollmer, "Carl Clemen (1865-1940) als Emeritus", in: ZfR 9 (2001), 185-203; NDB Band 3, S. 280; Friedrich Wilhelm Bautz, Clemen, Carl, in: Biogr.-bibliogr. Kirchenlex. I (1990), Sp. 1046-1047; Carl Clemen, Seite der Universität Halle.